Wie kann man eine Altersstimme vermeiden?
Häufig kommen Patienten zu uns, die ihr Leben lang keine Stimmprobleme hatten und nun, im fortgeschrittenen Alter, plötzlich unter einer kratzigen Stimme oder Sprechanstrengung leiden.
Ursache Altersstimme
Die Erklärung für das Phänomen der „Altersstimme“: Bei der sogenannten Altersstimme verlieren die Stimmlippen an Volumen und werden dünner. Die Folge ist, dass sie sich bei der Stimmgebung nicht mehr richtig aneinanderlegen, wodurch ein Teil der Luft während des Sprechens (oder Singens) einfach hindurchrauscht, ohne in Schwingung gebracht worden zu sein. Diese „wilde Luft“ ist im Stimmklang hörbar als Heiserkeit, da nur „schwingende Luft“ als Ton klingt. Dieses nicht-mehr-richtig-Zusammenkommen der Stimmlippen wird im Englischen auch als „Vocal Fold Bowing“ bezeichnet.
Beschwerden, Symptome Alterstimme
• Stimme hat weniger Kraft und Resonanz als früher
• Der Stimmklang ist krächzend, dünn oder gepresst
• Die Stimme bricht weg
• Sprechen, besonders in Umgebungslärm, strengt an
• Singen geht nicht mehr
Symptome und Folgen
Es kommt zu Intonations- und Geläufigkeitsschwierigkeiten, Abnahme der Modulations- und Lautstärkefähigkeit und reduzierter Tonhaltedauer. Um dennoch die möglichst vertraute Stimme zu produzieren, werden die Stimmlippen nun mit großem Druck zueinander geführt. Dieses führt zu Stimmanstrengung und einer Stimmveränderung mit Heiserkeit und häufig veränderter Sprechstimmlage. Weibliche Stimmen werden tendenziell tiefer, männliche höher. Dabei kann sich bei Männern die Stimme im Alter bis in den Bereich der Fistelstimme verschieben.
Wen betrifft es?
Obwohl diese Veränderungen häufig im Alter auftreten, sind durchaus auch jüngere Menschen betroffen. Meistens betrifft es Menschen ab etwa 50 Jahren. Die Therapie richtet sich sowohl an Personen, bei denen eine Altersstimme bereits wahrnehmbar ist, als auch an diejenigen, die einer Stimmalterung vorbeugen und gezielt entgegenwirken möchten.
Therapieansatz
Wenn ein operativer Eingriff nicht gewünscht bzw. als nicht sinnvoll erachtet wird, kann über ein Stimmtraining eine Stimmkräftigung erreicht werden. Durch gezielte Übungen bauen wir die Stimmlippenmasse wieder auf, sodass der Schluss sich deutlich verbessern kann. Durch Verbesserung der Atemregulierung unterstützen wir den für eine optimale Phonation notwendigen Atemdruck. Außerdem ist das Ziel, Fehlspannungen, die durch die vermehrte Anstrengung beim Sprechen entstanden sind, wieder abzubauen, um physiologisches, anstrengungsfreies Singen und Sprechen zu ermöglichen.
Ablauf / Aufbau des Therapieangebotes
Teil 1 – Ärztliche Untersuchung
- Intakegespräch, Anamnese und Diagnostik
- Stimmanalyse nach dem Protokoll der European Laryngological Society (ELS)
- Fragebögen zur Selbsteinschätzung (Voice Handicap Index, Vocal Tract Discomfort Skala)
Teil 2 – Logopädische Dokumentation
• Stimmanalyse/Stimmfeldmesung (lingWAVES)
• Auditive Analyse des Stimmklanges (RBH-System)
Teil 3 – Praxisübungen Stimmaufbau
• Stimm- und Sprechübungen
• Atemregulationsübungen
• Haltungs- und Tonusübungen
• Gesangspädagogische Übungen
Teil 4 – Übungen für Zuhause
• Erstellen individueller Übungsprogramme mit und ohne Hilfsmittel
• Zusendung einer persönlichen Audiodatei mit Stimmübungen
• Beratung bezüglich unterstützender Maßnahmen (z.B. Physiotherapie, Chorarbeit)
• Anleitung zur individuellen Weiterarbeit nach der Therapie