Benign Mass Lesions
Gutartige Gewebeveränderungen der Stimmlippen – was ist das?
Zu den gutartigen Gewebeveränderungen auf den Stimmlippen gehören Polypen, Zysten, sogenannte Knötchen („Schreiknötchen“, Sängerknötchen, Stimmbandknötchen), Reinke Ödeme, Kontaktgranulome und Papillome. All diese Gewebeveränderungen sind häufige Ursachen für eine Heiserkeit.
Auslöser sind meist Stimmüberlastung/Fehltechnik („Phonotrauma“), Rauchen, laryngopharyngealer Reflux, seltener Infekte oder Folgen einer Intubation. Papillome entstehen durch eine HPV-Infektion (meist Typ 6/11).
Wie machen sich die Veränderungen bemerkbar?
Typisch sind Heiserkeit, rauer/tiefer Stimmklang, Stimmermüdung, „Doppelton“, Stimmaussetzer und erhöhter Luftverbrauch; bei großen Papillomen oder Reinke-Ödemen kann es selten zu Atembeschwerden kommen.

Auf diesem Bild sieht man ein Kontaktgranulom auf der Stimmlippe, das zu den gutartigen Gewebeveränderungen zählt.
Diagnostik – erst anschauen, dann behandeln
Entscheidend ist die Videolaryngostroboskopie: Sie zeigt Lage, Beweglichkeit und Schwingungsfähigkeit der Schleimhaut und hilft, die Läsionen zu unterscheiden. Bei unklaren, einseitigen oder „harten“ Befunden – besonders bei Raucher:innen – kann zur Sicherheit eine Gewebeprobe (Biopsie) nötig sein, um eine bösartige Veränderung auszuschließen.
Therapie – je nach Befund
Grundsatz: Stimmtherapie und Stimmhygiene sind häufig die erste Maßnahme – sie korrigieren belastende Stimmgewohnheiten und senken das Rückfallrisiko.
• Knötchen (meist beidseitig, „Schreiknötchen“): Primär Stimmtherapie; OP nur bei Therapierefraktärität.
• Polypen (meist einseitig): Phonochirurgie (mikrochirurgische Abtragung) erzielt meist die größte Stimmverbesserung; prä-/postoperative Stimmtherapie optimiert das Ergebnis.
• Zysten: Häufig Mikrolaryngochirurgie (weil Zysten die Schleimhautschwingung „blockieren“), ergänzt durch Stimmtherapie.
• Reinke-Ödem: Strikte Rauchkarenz, Reflux-Management, Stimmtherapie; bei relevanter Heiserkeit schonende chirurgische Reduktion des Ödems.
• Kontaktgranulom (hintere Stimmlippe/Vokalfortsatz): Zuerst Anti-Reflux-Therapie und Stimmtherapie; OP nur bei Versagen, Atemwegsproblemen oder unklarer Diagnose; in ausgewählten Fällen Botulinumtoxin als Zusatz.
• Papillome (RRP): Ursache ist HPV 6/11; die Behandlung besteht meist aus wiederholter, gewebeschonender Abtragung (z. B. Laser/Microdebrider) in spezialisierten Zentren; Rückfälle sind häufig.
Wichtig: Antibiotika sind bei diesen nicht-infektiösen Läsionen nicht wirksam; sie werden nur bei gesicherter bakterieller Entzündung eingesetzt.
Was bedeuten „gutartig“ und „Biopsie“?
„Gutartig“ heißt: kein Krebs – die Stimme kann aber stark beeinträchtigt sein. Manche Befunde lassen sich erst nach histologischer Untersuchung sicher einordnen; deshalb ist eine Biopsie bei Verdacht gerechtfertigt.
Was Sie selbst tun können
Stimmhygiene (Pausen, Mikrofon im Lärm, ausreichend trinken), Rauchstopp, Reflux-Trigger reduzieren (späte/üppige Mahlzeiten, Alkohol), Räuspern vermeiden (durch „Husten-Schlucken“ ersetzen) – und Übungen aus der Stimmtherapie regelmäßig anwenden.
Was wir im MEVOC anbieten
Präzise HD-Videostroboskopie, strukturierte Stimmanalyse, klarer Therapiepfad (Stimmtherapie zuerst; OP gezielt und schonend, wenn nötig) sowie Nachsorge zur Rückfallprävention.