Stimmbandleukoplakie, Stimmlippenleukoplakie
Stimmlippen-Leukoplakie – Was ist das?
Als Leukoplakie (wörtlich „weiße Fläche“) gelten alle weißen, nicht abwischbaren Effloreszenzen der Schleimhaut auf den Stimmbändern. Eine Stimmlippen-Leukoplakie (auch Stimmbandleukoplakie) kann eine Vorstufe oder ein frühes Symptom für eine bösartige Veränderung (Kehlkopfkrebs) sein. Eine Leukoplakie am Stimmband wird reflexhaft oft gleichgesetzt mit dem Vorliegen einer Dysplasie, die histologisch abgeklärt oder zumindest engmaschig kontrolliert werden muss.
Differentialdiagnostisch kommen bei einem Belag auf den Stimmlippen (einer Leukoplakie) neben Dysplasien besonders eine Biofilmbildung, ein Pilzbefall oder eine oberflächliche Vernarbung in Frage. Auch nach der Anwendung von kortisonhaltigen Asthmasprays kann es zu weißen Auflagerungen kommen (SIL: Steroid Inhaler Laryngitis).
Nur eine histologische Untersuchung des Gewebes kann Aufschluss darüber geben, ob die Leukoplakie ein Symptom für einen beginnenden Kehlkopfkrebs ist oder es sich dabei nur um eine gutartige Veränderung der Gewebestruktur handelt.
Therapieverfahren bei Leukoplakie
Nicht bei jeder Leukoplakie steht sofort die histologische Diagnostik im Vordergrund. Je nach Anamnese und vorlie–genden Risikofaktoren können zunächst Inhalationen, eine antibiotische Behandlung o.ä. eingeleitet und Verlaufskontrollen empfohlen werden. Die Beratung des Patienten bezüglich der Bedeutung einer Leukoplakie und ihrer möglichen Ursachen und Verlaufsformen sowie ggf. einer Noxenkarenz ist eine weitere Maßnahme. Besteht eine akute entzündliche Veränderung, sollte Stimmschonung eingehalten werden. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Steroid Inhaler Laryngitis ist zu klären, ob das Absetzen bzw. Umstellen der Steroid-Inhalation oder das Einsetzen eines Spacers möglich ist. Liegt das Ergebnis einer mikrobiologischen Untersuchung vor, kann gezielt und entsprechend der Resistenztestung behandelt werden.
Ein Patient berichtet
Ambulante Operation der Leukoplakie
Nach den neuen Leitlinien muss eine Stimmlippenleukoplakie aus klinischer Sicht engmaschig kontrolliert werden – initial durch eine Exzisionsbiopsie und im Verlauf ggf. auch durch wiederholte histologische oder zytologische Untersuchungen. Bei dysplastischen Veränderungen wird die komplette Entfernung empfohlen. Grundsätzlich gilt, dass jede länger als drei bis vier Wochen bestehende Schleimhautveränderung tumorverdächtig ist und abgeklärt werden muss.Die am häufigsten angewendete Operationstechnik ist die phonomikrochirurgische Exzision mit der direkten Mikrolaryngoskopie in Vollnarkose.
Eine Probeexzision lässt sich auch in örtlicher Betäubung in transoraler oder transnasaler OP-Technik als „Office-based surgery“ durchführen. Insbesondere bei schlechter Einstellbarkeit des Kehlkopfes unter Mikrolaryngoskopie oder eingeschränkter Narkosefähigkeit ist das eine hervorragende Alternative [s. HNO-Nachrichten 2016; 46: 3, Phonochirurgie, Teil 1].
Leukoplakie schonend mit dem Laser entfernen
Ein neuer Therapieansatz ist die lasergestützte Photoangiolyse mit dem KTP-Laser (Kalium-Titanyl-Phosphat-Laser; 532 nm) oder mit dem neuen Blue Laser (445 nm, seit 2018 auf dem Markt). Die Wellenlänge dieser Laserstrahlen führt dazu, dass sie besonders von Oxyhämoglobin absorbiert werden, sodass Blutgefäße innerhalb der Stimmlippe unter Schonung der darüber liegenden Schleimhaut verödet werden können. Die Applikation des Lasers erfolgt über flexible Laserfasern und kann optimal auch in Lokalanästhesie transoral oder transnasal vorgenommen werden. Die photoangiolytische Laserung wird beispielsweise in den USA schon seit ca. 10–15 Jahren routinemäßig bei der Behandlung von Leukoplakien mit Dysplasien oder sogar bei frühen Stadien eines Karzinoms eingesetzt..Wir haben mit der photoangiolytischen Laserbehandlung von Stimmlippen-Leukoplakien, insbesondere bei einer Biofilmbildung, mit dem KTP-Laser bzw. mit dem Blue Laser seit einigen Jahren sehr gute Erfahrung gemacht
Die operative Entfernung einer Leukoplakie dient nicht in erster Linie der Stimmverbesserung, sondern im Gegenteil kann sich die Stimme dadurch sogar verschlechtern. Bei einer solchen Operation gibt es zwei einander entgegengesetzte Ziele: Zum einen möchte man mit möglichst großer Sicherheit alles entfernen bzw. eine repräsentative Probe entnehmen. Der Ausschluss oder die Entfernung bösartiger Veränderungen hat dabei Vorrang. Andererseits möchte man möglichst vermeiden, dass es durch den Eingriff zu einer gravierenden Stimmverschlechterung durch Vernarbung oder Substanzdefizite kommt. Mit Erfahrung und Berücksichtigung des endoskopischen und stroboskopischen Befundes lassen sich oft beide Ziele erreichen.
Fallbeispiel
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