Akute Laryngitis
Akute Stimmbandentzündung (Akute Laryngitis)
Die akute Laryngitis ist eine plötzliche Entzündung des Kehlkopfs und der Stimmlippen – typischerweise ausgelöst durch Viren. Sie zählt zu den häufigsten Ursachen akuter Heiserkeit; in großen Versorgungsdatenbanken machten Patient:innen mit akuter Laryngitis rund 40 % der Dysphonie-Diagnosen aus. (PubMed, PMC)
Meist heilt die Entzündung innerhalb von 1–2 Wochen vollständig ab. (NHS inform, nhs.uk)
Typische Beschwerden
Heiserkeit bis Stimmlosigkeit, kratziger Hals, Räusperzwang, trockener oder bellender Husten, manchmal leichtes Fieber und ein „müder“ Stimmklang. (NHS inform)

Häufige Auslöser & Risikofaktoren
Viren (meist im Rahmen einer Erkältung) sind der Hauptauslöser; begünstigend wirken starke oder falsche Stimmnutzung (z. B. lautes Sprechen über längere Zeit), Rauchen, trockene/staubige Luft, Reflux, irritierende Dämpfe und seltener eine bakterielle oder Pilz-Superinfektion. Auch Inhalationskortikoide (Asthma/COPD-Sprays) können Heiserkeit oder Schleimhautreizungen verursachen – hier hilft korrekte Inhalationstechnik und Mundspülung nach der Anwendung.
Wann sollte ärztlich abgeklärt werden?
Sofortige Abklärung ist nötig bei Atemnot/Stridor, starkem Krankheitsgefühl, Blutbeimengungen, Schmerzen beim Schlucken mit Speichelfluss, tastbarem Halsknoten, nach frischer Operation/Intubation, bei starkem Rauchen oder wenn die Heiserkeit länger als 3–4 Wochen anhält. Bei Berufs-/Semiprofisprecher:innen und Sänger:innen sollte früher gespiegelt werden.
Diagnose
Die Diagnose ist in der Regel klinisch; eine Kehlkopfspiegelung (flexible Videoendoskopie) ist angezeigt, wenn die Beschwerden >4 Wochen bestehen, Warnzeichen vorliegen oder eine schnelle stimmliche Belastbarkeit (z. B. vor Auftritt) sicher beurteilt werden muss
Behandlung – was wirklich hilft
Ziel ist Schonung und Abschwellen der Schleimhaut; die meisten Fälle benötigen keine Antibiotika. (Cochrane)
Empfohlen:
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Relative Stimmruhe: normal/leise sprechen, nicht flüstern; häufige Sprechpausen einlegen. (AAFP)
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Viel trinken, feuchte Raumluft, Nasenspülungen; Rauch-, Staub- und Alkoholkarenz. (NHS inform)
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Hustenreiz dämpfen und Halsschmerzen symptomatisch behandeln (z. B. mit freiverkäuflichen Mitteln) – individuell und nach Packungsbeilage. (NHS inform)
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Bei Refluxbeschwerden: Lebensstilmaßnahmen (späte Mahlzeiten, große Portionen, Alkohol/ Nikotin) anpassen. (rcot.org)
Nicht routinemäßig empfohlen:
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Antibiotika – bringen bei akuter Laryngitis keinen belegten Nutzen. (Cochrane Library, Cochrane)
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Kortikosteroide vor Laryngoskopie – sollten nicht pauschal gegeben werden. (rcot.org)
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Reine „Säureblocker“-Therapie ohne gesicherte Refluxdiagnose. (rcot.org)
Sonderfall „Stimm-Notfall“ (z. B. wichtiger Auftritt):
Nach endoskopischer Beurteilung kann in ausgewählten Fällen eine kurzfristige Steroidtherapie erwogen werden; belastbare Daten sind begrenzt, und die Maßnahme gehört in erfahrene Hände. (PMC, rcot.org)
Verlauf & Prognose
Die Heiserkeit bessert sich meist innerhalb von 7–14 Tagen; vollständige Stimmerholung kann – je nach Ausgangsbelastung – etwas länger dauern. Wird in der Entzündungsphase „gegen die Heiserkeit“ laut weitergesprochen oder gesungen, steigt das Risiko für Folgeschäden (z. B. Schleimhautreizungen, Mikrotraumen). (nhs.uk, AAFP)
Prävention & Stimmhygiene
Regelmäßige Pausen bei hoher Sprechlast, ausreichende Hydrierung, Rauchstopp, Meiden sehr trockener Luft/Staub, Mikrofon-Nutzung bei Vorträgen, korrektes Inhalieren von ICS (und danach Mund ausspülen).
Was wir im MEVOC anbieten
Schnelle Abklärung mit HD-Videoendoskopie, klare Rückmeldung zu Belastbarkeit/Schonung, und bei Bedarf ein individueller Plan (z. B. stimmökonomische Strategien, Terminierung der Rückkehr zum Singen/Sprechen, gezielte Therapie bei speziellen Befunden). Bei anhaltender Heiserkeit oder wiederkehrenden Episoden prüfen wir differenzialdiagnostisch weitere Ursachen.
Kurz zusammengefasst:
Akute Laryngitis ist häufig und verläuft meist gutartig. Wichtig sind relative Stimmruhe (nicht flüstern), gute Hydrierung, das Meiden von Reizstoffen – und ärztliche Abklärung bei Warnzeichen oder ausbleibender Besserung nach 3–4 Wochen.
Die akute Kehlkopfentzündung darf nicht mit der chronischen Kehlkopfentzündung verwechselt werden.
Fallbeispiel
Anamnese
Frau P., 33jährige Verkäuferin in einer Drogerie, leidet unter akut aufgetretenen Halsschmerzen in Ruhe, beim Schlucken und beim Sprechen. Die Stimme ist tiefer als sonst und rau. Manchmal kommt beim Sprechen gar kein Ton. Da ihr Vater an Kehlkopfkrebs erkrankt ist, ist sie sehr besorgt wegen der Heiserkeit. Als sich die Beschwerden nach 10 Tagen nicht gebessert haben, sucht sie einen Phoniater auf.
Befunde
Bei der Untersuchung ist ein stark heiserer Stimmklang zu hören. Die Videolaryngoskopie zeigt insgesamt gerötete Schleimhäute, beide Stimmlippen sind verdickt und gerötet. Die Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen ist stark eingeschränkt.
Empfehlung und Verlauf
Es wird Stimmruhe empfohlen bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Aufgrund der ausgeprägten Entzündungszeichen werden Antibiotika verordnet und Schmerztabletten bei stärkeren Schmerzen. Damit Frau P. die Stimmruhe einhalten kann, erfolgt eine Krankschreibung. Nach einer Woche sind die Beschwerden rückläufig, die Stimme ist nur noch leicht heiser und Frau P. kann ihre Arbeit wieder aufnehmen. Nach weiteren 2 Wochen bestehen keinerlei Beschwerden mehr und die Stimme hat sich vollständig normalisiert.
Erläuterung
Eine akute Kehlkopfentzündung (akute Laryngitis) beginnt meist als virale Entzündung, aber bakterielle Superinfektionen sind möglich. In ungünstigen Fällen kann eine zu starke Stimmbelastung in der akuten Phase der Entzündung zu bleibenden Schäden führen. Deshalb wird Stimmschonung oder Stimmruhe empfohlen. Bis zur vollständigen Erholung der Stimme kann es mehrere Wochen dauern. Normalerweise kommt es zu einer vollständigen Heilung ohne bleibende Veränderungen.
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